„Galeria RAFT – Dialog durch visuelle Kunst“


Ein deutsch-rumänisches Kunstprojekt, das den künstlerischen Dialog zwischen Heidelberg und Hermannstadt in den Vordergrund stellt. 

Auf Initiative des Deutschen Kulturzentrums Hermannstadt präsentiert KulturTandem International e.V. in Zusammenarbeit mit formAD e.V. Heidelberg ein bilaterales Kunstprojekt, das den interkulturellen Dialog zwischen Deutschland und Rumänien durch visuelle Kunst stärkt. 

Im Mittelpunkt steht die „Galeria RAFT“ (de. Regal), ein mobiler, experimenteller Kunstraum, der sich zwischen Orten und Kontexten bewegt und neue Formen der künstlerischen Begegnung ermöglicht:  Werke der rumänischen Künstlerin Alina Andrei in Heidelberg und im Gegenzug Werke der Heidelberger Künstlerin Katharina Andes in Hermannstadt. Beide Ausstellungen werden jeweils rund vier Wochen öffentlich zugänglich sein.

In Heidelberg:

“Why Women choose the bear” von Alina Andrei (Klausenburg, Rumänien)

Vernissage: 13. November 2025, 19:30 

Ort: Chapel – Raum für Stadtkultur, Rheinstraße 12/4, 69118 Heidelberg

Ausstellungsdauer: 13. November bis 11. Dezember 2025

In Hermannstadt:

JEDE FASER von Katharina Andes (Heidelberg, Deutschland)

von kLEID I rAUM I kANDES

Ausstellungsdauer: 12. November – 20. Dezember 2025

Artist talk: 28. November 2025

Ort: RAFT art space im Deutschen Kulturzentrum Hermannstadt/9. Timotei Popovici Straße, Hermannstadt

Die RAFT-Galerie wurde 2016 von George Roșu und Alina Andrei gegründet – als Reaktion auf das Fehlen unabhängiger Kunsträume in Rumänien. RAFT war u.a. in Klausenburg, Kronstadt und Temeswar in Rumänien aktiv. Seit 2024 existiert RAFT DKH im Deutschen Kulturzentrum Hermannstadt und findet unter der Schirmherrschaft des rumänischen Künstlers Dan Perjovschi statt.

Mittels Kunst wollen wir zeigen, wie sich kulturelle Identitäten, Zugehörigkeiten und Zukunftsperspektiven im Dazwischen – zwischen Ländern, Sprachen, Generationen oder Ideen – entfalten können.

Warum Frauen sich für den Bären entscheiden (2025) von Alina Andrei

Diese Installation ist Teil der Serie Warum Frauen sich für den Bären entscheiden, die sich mit den allgegenwärtigen Realitäten geschlechtsspezifischer Gewalt auseinandersetzt. Ausgehend von der beunruhigenden Statistik, dass seit Beginn dieses Jahres 41 Frauen in Rumänien von ihren (ehemaligen) Partnern ermordet wurden — ein Spiegelbild eines globalen Trends, bei dem alle zehn Minuten eine Frau von einer ihr nahestehenden Person getötet wird —, macht die Arbeit den häuslichen Raum als paradoxen Ort sowohl der Intimität als auch der tödlichen Gefahr sichtbar.

Durch den Einsatz von spielzeugartigen Miniaturfiguren rekonstruiert die Künstlerin vertraute, aber oft verschwiegen bleibende Szenarien und macht damit sichtbar, was im Alltag sonst normalisiert oder unsichtbar bleibt. Das konzeptuelle Fundament des Werkes geht auf eine virale Frage zurück, die in den sozialen Medien kursiert: „Stell dir vor, du bist allein im Wald. Würdest du lieber einem Bären oder einem Mann begegnen?“ — worauf die überwältigende Antwort der Frauen lautete: „Ich wähle den Bären.“

In diesem Zusammenhang funktioniert die Installation sowohl als Zeugnis als auch als Kritik und positioniert sich an der Schnittstelle zwischen zeitgenössischem feministischem Diskurs und materieller Poetik.

JEDE FASER von kLEID I rAUM I kANDES

Von Familie zu Familie wurden Flachsleinen weitergegeben – kostbar, als weißes Gold bezeichnet, ein Symbol für Wohlstand, Beständigkeit und Glück. In meiner Familie blieb der Stoff unberührt. Über Generationen hinweg wurde das Band, das die Ballen verschließt, nie geöffnet, wartend auf den besonderen Moment, der nie kam.

Das Leinen, stumm und ungenutzt, wurde zu einem Speicher des Schweigens – ein Gewebe aus nicht erzählten Geschichten, aus Händen, die nichts mehr sagen konnten. Ein Schweigen, das Schutz war und zugleich eine Grenze, die sich leise über Jahrzehnte und Generationen fortgeschrieben hat.

Leinen ist ein Material, das atmet. Es altert langsam, es verändert sich mit der Luftfeuchtigkeit, mit der Berührung. Seine Faser stammt aus dem Inneren der Flachspflanze – gezogen, gebrochen, gehechelt, gesponnen. Ein Prozess, der Geduld verlangt. In jeder Phase liegt eine Geste der Transformation: vom Pflanzenkörper zur textilen Haut.

Mit dem Öffnen des Bandes beginnt mein Akt der Transformation. Das Entrollen des Stoffes wird zu einer Bewegung zwischen Erinnerung und Gegenwart, zwischen Ehrfurcht und Nüchternheit. Es ist nur Stoff – und doch ein lebendiges Archiv von Zeit, von Arbeit, von Händen, die ihn berührt haben, von Körpern, die ihn nie trugen.

Textilien speichern Spuren: Gerüche, Falten, Wärme. Sie nehmen Form an und geben Form zurück. Kleidung ist zweite Haut, Schutzraum und Tarnung zugleich. Sie modelliert, sie verhüllt, sie verbirgt und schützt. In ihr schwingt der Zwischenraum von Nähe und Distanz, zwischen An- und Abwesenheit des Körpers. 

„JEDE FASER“ ist eine kleine textile Skulptur im Zustand der Verwandlung meiner persönlichen Geschichte. Das Leinen wird aufgelöst, verflochten, vernäht, verschoben – ein Organismus zwischen Dekonstruktion und Neuordnung. Jede Faser trägt Erinnerung und zugleich die eigene Erneuerung in sich.

Im Prozess entsteht ein Raumkörper, in dem Stoff, Körper und Architektur miteinander verschmelzen. Ein sensibles, persönliches Geflecht zwischen Innen und Außen, zwischen dem, was verborgen war, und dem, was sich endlich neu entfalten darf. Eine Geste des Öffnens – zart, tastend, verletzlich und weiterführend.

Date

13 Nov 2025 - 11 Dez 2025

Time

07:30 - 12:00

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